Ich war noch niemals in New York….nein! Mallorca. Während hier in Deutschland die winterlichten Vorhänge zugezogen werden und in den Tourismushochburgen gähnende Leere herrscht, ist genau da der richtige Platz für mich.
Ich war ein bisschen enttäuscht, ich dachte, in Palma spricht jeder Deutsch 😉 Doch außerhalb der Saison, trifft man doch tatsächlich hauptsächlich Spanier. Ich will mir auch nicht vorstellen, wie ich im Meer von tausenden Touristen durch die Gassen geschoben werde. Körper an Körper bei 30 Grad. Lecker!
Jetzt, außerhalb der Saison, perfektes Wetter. Bei 15 Grad und Sonne, bekommt man nicht nur die besten Plätze, sondern kommt auch noch einigermaßen gut aussehend zu Fuß oben auf der Burg an.
Aber stop! Mal der Reihe nach:
3 Tage Palma de Mallorca : Reisebericht
Tag 1
Mit Winterjacke gehts um 4 in der früh los Richtung Berlin Tegel. Der Bus dorthin, eine Bakterienschleuder. Alles kuschelt, hustet und schnieft. Ich halte die Luft an, dreh mich zum Fenster und spreche leiste Affirmationen vor mich hin „ich bin gesund, ich bin gesund“.
Flughafen: Vintage wie immer. Nachdem ich kurz vor der Sicherheitskontrolle meinen Kakao geext habe (vegan und in Rohkostqualität), schleiche ich mich im Agavendicksaftschock durch die Sicherheitskontrolle. Komme mir in der Scannerdusche wie ein Affe vor und beobachte, wie mein Koffer rausgezogen wird. Nichts Neues. Irgendwas muss umgepackt werden blabla.
Als ich das wirklich wirklich tolle Scannerbild meines Koffers fotografierte, zog ich ungewollt die Aufmerksamkeit einer sich profilierenden Security Angestellten auf mich, die nicht nur drauf bestand, dass ich das Bild lösche, sondern mich auch 2 Minuten direkt in die Augen schaute, um ihr Revier und ihren Status zu markieren. Am liebsten hätte ich sie fotografiert, war aber damit beschäftigt, meinen Mund zu halten.
Flug: Ok. Irgend ein Komischer 2 Reihen hinter mir fing an 2h lang Fußballparolen zu singen, da sich keiner mit ihm unterhalten wollte. Man war ich froh um meine Kopfhörer. Mein Wunsch, dass er in unmacht fällt ging nicht in Erfüllung und als ich mich umdrehte um etwas zu sagen und mir der singende, bis ins Gesicht tätowierte Mukkimann entgegengrinste entschied ich mich dagegen. Wie wahrscheinlich jeder vor mir. Laut, Leise… Ist ja alles relativ oder?
Angekommen.
Yeah.
15 Grad. Passt. 3 Tage Palma de Mallorca : Reisebericht
Ab in den Bus.
Flughafen Shuttle (Bus Nr. 1): 3€
Dauer: 10 Minuten erreicht man schon den Rand der Altstadt!
Frequenz: Alle 20 Minuten.
Hier siehst du die Route
Unser Airbnb lag genau an der Busroute, rechts von der Altstadt mit 2 Minuten zum Meer. Wir durften unsere Koffer schon vorzeitig abstellen und kamen dann auch nach einigem Telefonieren und warten in die Wohnung. Sauber, im 3ten Stock ohne Aufzug und renoviert. Toller Ausblick (Park gegenüber).
Passt. (zumindest im Moment, mehr dazu später)
Schnell umziehen, fertig machen und weiterziehen!
Wir ließen uns in Richtung Placa de Major treiben, um die ersten Vibes der Stadt aufzunehmen. Schöne südländische Bauten. Enge Gassen. Man kann die Vergangenheit wortwörtlich anfassen! Terracottafarben, grüne Fensterläden. Hat schon seinen Charme! Vorallem die Seitengassen.
Auf dem Placa de Major spielte eine Band, lustig fröhliches Treiben. Schön gemütlich, aber wie erwartet auch kommerzialisiert und teuer. Drumherum, die typischen Innenstadtläden. Große Ketten und dazwischen vereinzelt Individualisten, aber eher selten. Schade!
Tapas zu Mittag
Auf der Suche nach Essen mussten wir feststellen, dass die meisten Restaurants erst um 13 Uhr aufmachen und in der Innenstadt eh unverschämt teuer sind. Vom Hunger und von den Preisen getrieben (zudem wollten wir schön in der Sonne sitzen) landeten wir im Cafe Talat am Placa de la Reina, wo sich mehrere Tapasläden aneinander reihten (selbst der Sightseeing Bus empfahl das Areal).
Für 40€ (inkl. Trinkgeld) bestellten wir eine vegetarische Tapasplatte für 2 (Fisch für Carina) und Churros mit Schokolade.
War super lecker und top Preis-Leistungs-Verhältnis.
Catedral de Mallorca
Weiter gings zur Kathedrale, die gleich ums Eck war.
8€ Eintritt war uns allerdings zu teuer und wir machten es uns vor der Kathedrale an der Fontäne gemütlich.
Die zahlreichen Straßenmusiker, die auch hier anzutreffen waren, versprühen einfach eine tolle Atmosphäre. Sehr zu empfehlen. 3 Tag
e Palma de Mallorca : Reisebericht
Alles fußläufig
Das Gute an Palma ist wirklich die Größe, wer gut auf den Beinen ist und sich treiben lässt, findet sich sehr schnell zurecht. Braucht so gut wie keinen Bus und entdeckt trotzdem immer wieder neue Ecken.
Schon am zweiten Tag kamen wir fast ohne Karte zurecht, sahen einen deutschen Punk 3 mal und wurden sogar 2 mal von der gleichen Zigeunerin angebettelt.
…im Tattooshop
Was sich in Palma eher verzwickt herausstellte war, eine kleine goldenen Piercingkugel zu finden (die ich in der Nacht vor dem Abflug verloren hatte). Tattooshops gibt es an jeder Ecke, doch goldenen Piercingschmuck? Fehlanzeige.
Um den Placa de Mejor befinden sich vielbelebte Einkaufsstraßen, wie die Carrer del Sindicat, in der sich kleinere Geschäfte aneinander reihen. 5 Piercer später fanden wir einen Laden, der einen übergroßen Bommel an meine Nase hängen wollte. Naja, besser als garnichts. Voll war der Laden. Scheint also nicht so schlecht sein zu können. Ich verstand den besoffenen, volltätowierten Kundenberater nicht so gut, aber zum Glück sah die Piercerin ganz ordentlich aus. Da ich ja weiß, was für ein gefriemel so eine Aktion (Piercingkugel auf Piercing schrauben) ist, dachte ich es wäre klug, wenn sie das doch machen würde. Mit Profiwerkzeug und so. Wie man das halt so macht…
Angekommen im Hinterzimmer versucht sie verzweifelt mit ihren handschuhbesetzten HÄNDEN! (Gotteswillen! Was für ein Saftladen!) das wunder zu vollbringen. Nach 3 maliger Flucht der Kugel, spannte sie sie in die Zange und voila. Hilt. Sie meinte sie würde extra fest zudrehen. (Haha. Ja mach mal. Sowas hat noch nie gehalten. 5 Tage später viel die Kugel tatsächlich wieder ab. Surprise!) Keine Empfehlung! Außer ihr wollt was skurilles erleben 😉
…es läuft nicht immer alles glatt
Wir liefen weiter durch die Stadt heimwärts, 16 Uhr sollte Check-In sein und die Abendsonne war nun doch nicht mehr so wärmend. Vorbei an tollen Innenhöfen, kleinen Bäckereien standen wir also pünktlich vor der Tür. Wieder keiner da. Angerufen. Sie war noch in der Arbeit. Kommt in 20 Min. Wir so ok.
Dann lungerten wir noch im gegenüberliegenden Park herum und beobachteten eine Meute Zokker. Vielleicht Pokemon go? Man weiß es nicht. Interessante Spezies.
40 Minuten später, wir klingeln wieder. Keiner macht auf. Haustür ist offen. Wir gehen hoch. Ich höre drinnen Geräusche. Klingle sturm. Sie macht auf??? Aha! Ich leicht genervt, weil kalt und müde. Dann meinte Sie, sie hätte ja nicht gewusst wann wir kommen????….Naja egal,….schnell ab ins Bett und aufwärmen.
Da Carina kein Auslandshandypaket hat, fragte sie unsere Gastgeberin nach dem WLAN Passwort und?
Das unfassbare geschah!
Guten Morgen 21Jh. Wir hatten doch tatsächlich ein Zimmer ohne Internet gebucht!
WTF? Sowas existiert noch? Ich war wirklich leicht dezentriert nach der Aussage. Viele Cafes stellen sogar WLAN zur Verfügung und dann das?
Anyway anyhow. Dank meines tollen Handyvertrags konnte ich uns alle mit Netz versorgen 😉
Frisch aufgewärmt gingen wir ans Meer, sahen uns den Sonnenuntergang an und mischten uns unter das freudige Treiben an der Strandpromenade, die angenehm belebt aber nicht zu voll war, und flanierten an der Kathedrale vorbei zum Hafen, wo Luxusjachten standen, die man sonst nur aus dem TV kennt. Pompös. Wunderschön.
Der Hafen
Sehr interessant so nah an eine Welt zu kommen, die irgendwie auch so absurd ist. In der eine Monatsbootsstellplatzmiete so viel kostet wie ein Kleinwagen. Vor 30 Jahren war hier noch ein Strand, an dem man ins Wasser gehen konnte. Das wärs =D
Vorbei an edlen Restaurants machten wir uns wieder auf den Weg in die Stadt durch das Santa Catalina Viertel. Ein altes Fischerviertel mit vielen gemütlichen Restaurants und Bars, wo es am Wochenende zugeht wie im Ameisenhaufen.
Auf dem Rückweg schnappten wir noch ein bisschen den Spanischen Flair bei einem Sangria bzw. Tee am Place Rei Joan Carles I auf. Ein tolles Eck, an dem 3 der wichtigsten Straßen Palmas aufeinandertreffen, die Edelshoppingmeile Ave de Jaume III, die Straße vom Strand Passeig del Born und die Straße die zur Stadt führt Carrer de la Unió. Der Platz ist wunderbar von Bäumen mit Lichterketten umsäumt und lädt zum verweilen ein.
Tag 2
Marcat de l’Olivar
Morgens sind wir zur bekannten Markthalle Marcat de l’Olivar aufgebrochen. Wenn man eins sagen kann dann, dass es in Palmas Altstadt wirklich wenig Supermärkte gibt und nun wissen wir auch warum. In der Markthalle gibt es alles Erdenkliche, frisch und persönlich und an jedem der vier Eckstände der Halle konnte man sich setzen und bekam Tapas und Kaffee serviert. Wundervoll und sehr zu empfehlen! Wer es individueller mag, kann sich auch verschiedenes Essen kaufen und es sich vor der Markthalle bequem machen.
3 Tage Palma de Mallorca : Reisebericht
Castell de Bellver
Weiter gehts. Um zum Castell de Bellver zu gelangen, von dem aus man einen wunderschönen Blick über Palma hat, kann man für 1,50€ den Bus No. 3 nehmen und bei der Haltestelle Gomilla aussteigen (wir haben sie verpasst, aber auch eine Haltestelle später kommt man super hin). Der Weg, der den Berg hoch führt, ist sportlich und wunderschön. Zig Stufen später, gönnten wir uns einen Kaffee mit Blick übers Meer bevor wir die Burg betraten. Klare Empfehlung! Jede Stufe hat sich gelohnt (siehe Bilder). Wer zu Fuß nicht so flott auf den Beinen ist, der kann den Sightseeing Bus nehmen, der bis direkt vor die Burg fährt.
Nach der Besichtigung nahmen wir den besagten Sightseeing Bus (24h Ticket kostet 18€), um die wichtigsten Sehenswürdigkeiten abzufahren und eine Entscheidung für den letzten Tag zu fällen. Auch sehr zu empfehlen!
Wenn man oben sitzt kann man auch bisschen in die tollen Gärten der Mallorquiener reinspicken und sich Gartendekoideen abschauen 😉 #insidertipp
Beste Pasta
Nach einer Runde stiegen wir am Hafen aus, um im Santa Catalina Viertel zu essen, dass an einem Samstag nur so aus allen Nähten quillt (Wirkte eher wie ein Junggesellenabschiedsflashmob). La Bottega di Michele ist ein seit 100 Jahren geführtes Restaurant und kredenzte uns die besten Pasta, die wir seit Langem gegessen hatten! Preislich eher gehobene Mittelklasse aber jeden Penny wert! Gericht mit Meeresfrüchten 24€, vegetarische Pasta selbstzusammengestellt 13€, Nachspeise 5€.
Tag 3
E-Scooter Sharing
In den letzten Tagen sahen wir schon überall Menschen mit Elektrorollerchen (die kleinen zum Zusammenklappen) rumflitzen. Lustigerweise ist das eine der ersten Städte, in denen ein Berliner Unternehmen E-Scootersharing anbietet. Müssen wir natürlich ausprobieren 🙂 App heruntergeladen mit Zahlungsmittel verbunden. Die Entsperrung kostet 1€ und jede gefahrene Minute 15 Cent (auch hier ist Internet von nöten!).
Macht riesig Spaß! Man kommt überall schnell hin und kann den Scooter einfach stehen lassen. I like!
Placa de Espanya / Banoffee Pie
Wir cruisten zum Bus (24h Ticket) und fuhren nochmal eine Runde, um dann am Placa de Espanya in der Sonne zu frühstücken. Sehr lecker!
Und was entdeckte ich auf der Karte? Meine lang gesuchte Banoffee Pie! Keksboden, Banane, Karamelsoße, Sahne mit Kakopulver bestreut! So ein Genuss! 5 Sterne!
Danach flanierten wir noch duch die Gassen und Carina musste auch schon los.
Ich genoss die Sonntags sehr angenehm leere Innenstadt, bevor auch ich zum Flieger musste.
Flughafengeschichten
Stolz, weil pünktlich am Flughafen. Im Sicherheitscheck mit Söckchen rumgelaufen, weil man Boots (Dr. M) angeblich immer ausziehen muss. Naja gut. Gleich richtung Gate aufgemacht, um auch diese Stresssituation zu vermeiden und mein Priority Checkin zu nutzen (hat man ja neuerdings wenn man bei R. ein Handgepäckköfferchen mitnimmt, auch gut, why not). 19:15 nach Tagel. Passt. War eine der Ersten am Gate. Wieder stolz, bin sonst eher einer der Nachzügler, aber man wird ja auch reifer und vorausschauender.
Dann sitz ich da. Und lese. Die Flugbegleiter kommen. Ich irritiert, weil die Orange Krawatten trugen. Meine Fluggesellschaft ist doch eher blau gelb? Haben die mich umgebucht? Ich schau genauer…. Irgendwie… Irgendwie….Sitz. ich. bei. FUUUUUU***************** Aktuelle Zeit: 18:50. Boarding schließt 19:05. Ok, unauffällig den Wartebereich in Richtung Toilette verlassen (man will ja cool sein), um mit klopfenden Herzen auf die Infotafeln zu schauen. Tatsache. 2 Flüge gehen um die gleiche Uhrzeit nach Berlin Tegel. Damn it! Im Alarmmodus das andere Gate gesucht und so getan, als wär nix. Bin gerade noch rechtszeitig zum Priority Boarding gekommen. Prinzesinnenmodus on. Puh. Noch die größsten Turbulenzen, die ich je auf einem Flug je hatte (da kommen wirklich komische Gedanken auf!) und dann freute ich mich auch schon auf vintage Tegel und Multikulti Hometown Berlin.
Allgemeine Tipps:
- Immer vor der Reise Handy/Internetpaket abklären und eventuell Google Offlinekarten runterladen, um sich zurecht zu finden.
- Immer Ohrenstöpsel oder Kopfhörer dabeihaben
- Plastikflaschen mit heißem Wasser sind gute Wärmflaschen
- Antizyklisch Reisen ist sehr viel angenehmer, preiswerter und man hat die Möglichkeit mehr von der tatsächlichen Kultur kennen zu lernen.
Kosten
Flug | 80€ |
Zimmer pro Person | 50€ |
Flughafenbus jeweils 3€ | 6€ |
Tapas Tag 1 pro Person | 20€ |
Frühstück im Mercat de l’Olivar pP | 4€ |
Linienbus 3 zum Schloss Castel de Bellver | |
Sightseeingbus pP | 18€ |
Abendessen La Bottega de Michell pP | 20€/30€ |
Escooterfahrt | 3€ |
Frühstück Placa d’Espanya | 15€ |
Gesamt ca. | 216€ |
Ich hoffe der Reisebericht hat dir gefallen und du bist ein wenig in mallorquinischer Winterstimmung 🙂
Lasst mir gern ein Kommentar da, wie er dir gefallen hat und welche Palmaerfahrungen du so hast oder wann du Mallorca besuchen wirst 🙂
Freue mich von dir zu hören 3 Tage Palma de Mallorca : Reisebericht
Deine Miez
1 comment
Danke für diesen Reisebericht. Wirklich sehr gut geschrieben….und macht Lust auf die Stadt . Man merkt an wie es dich fasziniert hat. Und , mit dir wird es anscheind nie langweilig….siehe Flughafenabschnitt Berlin und Palma.
Freu mich auf kommende Berichte.
LG